Mit einem verdienten 3:1 (1:0) beim TuS Haltern sichert sich der SC Verl die Teilnahme an der ersten DFB-Pokal-Runde in der kommenden Spielzeit. „Die Jungs wollten sich und dem Verein einen Traum verwirklichen, und das ist gelungen“, freute sich ein „megaglücklicher“ Guerino Capretti.
Wegen des Zuschauerandrangs – am Ende waren es knapp 1300 zahlende Zuschauer in der Stauseekampfbahn – startete die Partie mit 15 Minuten Verspätung. Doch der SPORTCLUB ließ von der ersten Minute an erkennen, dass er den Aufsteiger in die Regionalliga nicht auf die leichte Schulter nimmt. Im bewährten Pressing galt es, dem TuS Haltern gar nicht erst zur Entfaltung kommen zu lassen.
Das gelang bestens. Einige schnelle frühe Ballgewinne, Druck auf den Strafraum der Hausherren und erste Chancen, der TuS zeigte sich beeindruckt, suchte immer häufiger sein Heil in langen Bällen. Aber auch wenn spielerisch bei Haltern wenig zusammenlief, den Kampfgeist und die Moral hielten sie weiter hoch. Die Chancen, die sich der SORTCLUB erarbeitete, konnte Haltern immer wieder im letzten Moment noch bereinigen.
Auch Magnus Niemöller, Trainer der Gastgeber, gestand hinterher, dass seine Mannschaft körperlich und auch mental eine Top-Leistung hätte abrufen müssen, um gegen den SC Verl eine Chance zu haben. „Aber meiner Mannschaft waren die Strapazen der Saison deutlich anzumerken, wir waren auch nicht richtig frei im Kopf.“
Folgerichtig hielt sich insbesondere vor der Pause die Zahl gefährlicher Situationen vor dem Tor von SC-Keeper Robin Brüseke in sehr überschaubaren Grenzen. Auf der anderen Seite hatte Halterns Abwehr Schwerstarbeit zu verrichten, um gegen Matthias Haeder, Aygün Yildirim, Anton Heinz und Nico Hecker standzuhalten. Und Keeper Rafael Hester hatte Glück, dass einige Abschlüsse ganz knapp seinen Kasten verfehlten. Manchmal konnte man auch den Eindruck gewinnen, dass es der SPORTCLUB zu schön und zu genau machen wollte. Exemplarisch hierfür vielleicht die Szene zehn Minuten vor der Pause, als Haeder mit dem Ball im Strafraum war, doch statt einfach zu schießen noch einmal querlegen wollte. So dauerte es bis zur 38. Minute, ehe der SPORTCLUB hochverdient jubeln durfte. Haeder hatte Yildirim wunderbar zentral in der Spitze angespielt, der schirmte perfekt den Ball gegen den Gegenspieler ab, schickte diesen wie auch Keeper Hester ins falsche Eck und schob gegen die Laufrichtung der beiden ein. Bereits vor der Pause hatte der SPORTCLUB noch einige Chancen, den Spielstand zu erhöhen, doch es fehlte das Abschlussglück.
Nach dem Wechsel musste Haltern etwas mehr tun, wagte sich immer weiter in die Hälfte des SPORTCLUB. Das kam dem Spiel der Verler entgegen und lud zum Kontern ein. Doch nicht jeder Konter wurde auch ordentlich mitgelaufen. Bestes Beispiel nach nicht ganz einer Stunde, als Hecker fein auf der rechten Bahn durch war, den Ball am entgegenkommenden Keeper vorbei vor das leere Tor spielte, doch dort weit und breit kein Verler lauerte.
Doch einige Minuten später bekam Haeder wieder eine große Chance. Mit Ball rannte er fast von der Mittellinie durch die gegnerische Defense – und machte es diesmal besser als vor der Pause. Vom Fünfer-Eck nagelte er den Ball am Torwart vorbei zum beruhigenden 2:0 (63.).
Haltern musste nun alles nach vorne werfen, Verl zog sich zurück, blieb aber extrem gefährlich nach Kontern. Allerdings gingen die Verler ein wenig leichtsinnig mit den Chancen um. Und so stand es plötzlich statt 3 oder 4:0 für Verl nur noch 2:1. Der SPORTCLUB hatte nach einem langen Einwurf den Ball nicht ordentlich aus der Gefahrenzone bekommen, Luca Steinfeldt bekam den Ball halbrechts im Strafraum auf den Fuß und versenkte zum Anschluss (72.). „Da hat er in sehr abgezockter Weise den Deckel drauf gemacht“, gestand Halterns Trainer Niemöller später.
Doch das Entsetzen bei den gut 100 mitgereisten Verler Fans sowie die Hoffnung der Gastgeber verpuffte schnell. Quasi im Gegenzug antwortete Yildirim: Mit einem starken Solo von der halblinken Seite setzte er sich gegen die Verteidiger des TuS durch, zog vor den Kasten von Hesters und stellte den alten Abstand wieder her (73.). Damit war der Elan der Gastgeber gebremst. Die spielten zwar weiter nach vorne, aber mit etwas weniger Lässigkeit hätte der SPORTCLUB das Ergebnis noch deutlich nach oben schrauben können.
Mit dem Abpfiff schließlich kassierte die Bank eine kräftige Bierdusche, Spieler und Fans feierten und sangen noch lange. „Eine Riesenerleichterung“, gab „Rino“ Capretti zu, der nun auf eine gute Saison zufrieden zurückblicken darf. „Wir haben zwar nicht mehr Punkte als vor einem Jahr, stehen aber einen Platz besser da und sind im DFB-Pokal“, freute er sich.
„Jule“ Schmidt, über viele Jahre Kapitän beim SC Verl, war auch begeistert. „Gedanken an ein Comeback wegen des DFB-Pokals? Das wäre natürlich klasse, aber da macht meine Bandscheibe leider nicht mit“, so der Ex-Kapitän, der aber auch mit Herzblut als Zuschauer dabei ist.
„Für das Image, für die Zukunft des Vereins ist das toll“, freute sich Vorsitzender Raimund Bertels. „Auch um neue Sponsoren zu gewinnen, um qualitativ gute Spieler zu gewinnen, ist das wichtig. Das Erreichen des DFB-Pokals ist ein wichtiger Schritt für das Ziel 3. Liga. Wobei da ja einige glauben, dass das Utopie ist. Aber das haben solche Skeptiker auch vor Jahren gesagt, al wir ein neues Stadion bauen wollten. Das haben wir jetzt. Aber jetzt hoffen wir erst einmal auf das Losglück.“ Dabei ist er noch unschlüssig, ob er sich einen Gegner wünschen soll, der eventuell zu schlagen ist und der Verein somit eine Chance auf die 2. Runde hat. „Wenn man dann verliert, ist das auch doof. Also doch lieber gleich Bayern München.“
TuS Haltern – SC Verl 1:3 (0:1)
Haltern: Hester – Forsmann, Kasak, Wiesweg, Schultze – Möllers (61. Nebi), Eisen, Vennemann (62. Steinfeldt), Batman (84. Albrecht) – Pöhlker, Oerterer.
Verl: Brüseke – Schmik, Mikic, Stöckner, Sansar (75. Liehr) – Schröder, Schöppner – Hecker, Haeder (85. Kurzen), Heinz (65. Stojanovic) – Yildirim.
Schiedsrichter: Florian Exner (Bielefeld)
Zuschauer: 1274
Tore: 0:1 Yildirim (38.), 0:2 Haeder (63.), 1:2 Steinfeldt (72.), 1:3 Yildirim (73.).
Gelbe Karten: Eisen, Kasak, Forsmann – Hecker, Schröder, Yildirim
TuS Haltern
Sportclub Verl
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