Beim „Doppelpass on Tour“ wurden am Mittwoch wieder reichlich Sprüche geklopft. Aber darum geht es ja auch bei dieser kultigen Fußball-Talkshow, die am Mittwoch in der Stadthalle von Rheda-Wiedenbrück Station machte. Für den letzten Lacher bei den gut 550 Zuschauern sorgte Alexander Ende, als er das finale Zuspiel von Moderator Thomas Helmer („Wann steigt ihr denn nun auf?“) schlagfertig zurück passte: „Wenn Clemens zum SC Verl kommt und sein Geld da reinsteckt.“
Der Trainer des Drittligisten, neben Rob Reekers, Sportlicher Leiter des FC Gütersloh, der zweite Vertreter der heimischen Fußballszene auf der Bühne, hatte den im Publikum sitzenden Clemens Tönnies dabei direkt im Blick. Der Ehrengast („Eigentlich war verabredet, keine Fragen zu Schalke“) hatte sich von Mario Basler aus der Reserve locken lassen und die Zuschauer mit einem sehr offenen, sehr emotionalen, sehr authentischen Blick auf seine Schalker Zeit in den Bann geschlagen und so für einen besonderen Moment an diesem Abend gesorgt.
„Wie lange Schalke wohl noch Sponsoren hat. Ich glaube, sie haben sich ihr eigenes Grab geschaufelt, als sie Clemens vom Hof gejagt haben.“ Der Ex-Nationalspieler hatte mit dem für ihn typischen Klartext für Stimmung gesorgt, ehe er dem Unternehmer das Mikrofon hinhielt. In Tönnies Heimatstadt bekam Basler dafür viel Beifall.
„Ich wurde nicht vom Hof gejagt, ich bin freiwillig gegangen. Ich habe Schalke über 20 Jahre lang mit Herzblut geführt, weil wir dort ein Team waren. Und auch wenn kein Geld da war, wir waren erfolgreich und haben 16 Jahre international gespielt“, führte Tönnies aus. Grundlage dafür sei sein kaufmännisches Handeln gewesen.
Der langjährige Aufsichtsratschef von S04 erklärte aber auch, hörbar angefasst, warum er 2020 mit seinem Herzensverein gebrochen hat. „Im Juni kam damals Covid nach Rheda und ich wurde behandelt, als ob ich es erfunden hätte. In dieser Situation habe ich mich gefragt, wo ist der Rückhalt von Schalke 04 für mich, denn da war keiner.“
Wie schon beim ersten Thema des Abends, der sportlichen Krise von Borussia Dortmund, hielten sich Reekers („Wenn du beim BVB als neuer Trainer einen Sammer im Rücken hast, ist das auch nicht einfach“) und Ende bei der Bewertung der sportlichen Probleme auf Schalke bewusst zurück. Kopfnicken – auch vom Fernsehjournalisten Oliver Müller, dem dritten Gast auf der Bühne – erntete der Verler Coach indes, als er die rhetorische Frage stellte: „Was ist die Spielidee von Schalke? Ich kann sie nun schon seit Jahren nicht erkennen.“
Eine Spielidee zu haben, danach den Trainer auszusuchen und die Spieler zu scouten, sei der Grund für die verblüffende Entwicklung des Sportclubs hatte Ende Helmer jedoch zuvor noch das Verler Erfolgsgeheimnis erklärt. „Aber trotzdem ist jedes Jahr in der 3. Liga aufgrund der wirtschaftlichen Gegebenheiten ein Geschenk für den Verein“, beschied Ende den Moderator, als der ihm das Ziel Aufstieg entlocken wollte.
„Tatsächlich hat der Verein mit dem kleinsten Etat in der 3. Liga ja Maßstäbe gesetzt, weil es sich Jahr für Jahr gegen Topgegner behauptet“, attestierte Müller dem SC Verl in seinem kleinen, aber feinen Stadion „nicht den atmosphärisch dichtesten aber immer spektakulären Fußball“ zu bieten. „Und das auf einem soliden Fundament, so dass er sich noch länger halten kann.“
(Aus der NW vom 1.11.2024)