„Ich hatte eine schöne Kindheit“, sagt Anna in einem Interview. Im Jahr 1916 geboren, aufgewachsen im Augsburger Stadtteil „Pfersee“, gehört sie zur dortigen Handballmannschaft des Turn- und Sportvereins. Ihr Vater Karl Nolan ist Kraftakrobat und mit seiner Gruppe, weit über seine Heimatstadt hinaus, bekannt.
Anna wächst in einer sehr „behüteten“ Umgebung auf. Die Vorfahren sind allesamt Weber oder Webmeister der Augsburger Textilindustrie, die relativ gut verdienen und zum Großteil auch Werkswohnungen gemietet haben. „Wir hatten sogar die Toilette schon in der Wohnung. Wir mussten sie nicht mit anderen teilen. Viele hatten noch Etagentoiletten im Hausgang“, erzählt sie. Später bestätigt ihre Arbeitgeberin, bei der sie ihre Lehre als Verkäuferin erfolgreich beendet hat, dass sie mit Anna immer sehr zufrieden war. Sie könne sie „wärmstens weiter- empfehlen“.
Doch dazu soll es nicht kommen. Sie leisten Widerstand gegen das Naziregime. Die Werks- wohnung wird zwangsgeräumt. Ihre Möbel werden bei strömendem Regen einfach auf die Straße gestellt. Karl und Rosa Nolan, ihre Eltern, werden verhaftet. Der Vater im KZ Dachau ermordet. Rosa wird nach fünf Monaten Untersuchungshaft frei gelassen. Anna leistet ebenfalls Widerstand – zusammen mit anderen. Im Augsburger Stadtteil Oberhausen wird die Gruppe verhaftet. „Ein Mädchen, die Seele des Ganzen“, steht in der Zeitung. Gerade 17 Jahre alt, kommt sie in das Frauengefängnis Aichach. Zeitweise in Dunkelhaft. Angeklagt wird sie wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“. Fast blind und vollkommen abgemagert wird sie ins Frauenkonzentrationslager Moringen transportiert. Dort wird sie nach insgesamt 4 1⁄2 Jahren Haft entlassen.
Sie lernt Josef Pröll kennen, ihren späteren Mann und Kampfgefährten. Zusammen sind die Familien Pröll und Nolan über 30 Jahre in verschiedenen Gefängnissen und Konzentrationslagern. Der Wunsch nach dem „Nie wieder“, der Kampf gegen Unmenschlichkeit und Rechtsextremismus wird später zu ihrer gemeinsamen Lebensaufgabe. Bis 2004 ist sie eine gefragte Zeitzeugin und in der Gedenkstättenarbeit aktiv. 2006 ist sie gestorben.
Heute ist eine Straße in Augsburg nach ihr benannt. Anna ist Ehrenbürgerin und wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. In Gersthofen, dort, wo sie die meiste Zeit wohnte, gibt es jetzt eine „Anna-Pröll-Mittelschule“.
„Es geht ein großer Zauber aus von Anna Pröll, die sich nie hat verbiegen lassen. Immer blieb sie sich treu [...]. Als ihr Vater in Dachau ermordet wurde, die Brüder ihres Mannes in Dachau und Buchenwald starben und ihr Mann in Dachau, Natzweiler und Buchenwald ums Überleben kämpften. Und auch als sich in Augsburg nach dem Krieg die Türen schlossen, wo die „KZler“ eine Wohnung suchten...“ (Süddeutsche Zeitung).
„Anna ich hab Angst um dich“, nannte ihr Sohn Josef den Dokumentarfilm über ihr Leben. (www.anna-film.de)